Partizipation

Strukturierte Beteiligung im AWO KiJu Brake (Stand 2019)

2011

2011 wurde ein neues Team aus vier hauptamtlichen Pädagog*innen mit jeweils einer 19,5 Std.- Stelle gebildet, die sich von vorne herein den Bereich der Partizipation auf die Agenda für das AWO KiJu Brake gesetzt haben. Eine der ersten Entwicklungen in dem Bereich war die Frage nach der Teilhabe innerhalb der Strukturen des AWO KiJu Brake. Die Idee, die dahinterstand, war das eine Teilhabe an den internen Strukturen der Einrichtungen mehrere Effekte verfolgen kann. Zum einen stellt ein Jugendzentrum einen Schutzraum dar, in dem verschiedene Sachen getestet werden können, ohne repressive Auswirkungen durch die Umwelt zu erwarten (zu mindestens außerhalb der Peergroup). Zum anderen ist die Offene Kinder- und Jugendarbeit ein Probierraum, indem man sich selbst in verschiedenen Rollen erleben kann und dadurch neue Rollen ausprobieren kann.

In der Struktur des AWO KiJu Brake ist eine wöchentlich stattfindende Teamsitzung vorgesehen. Diese dauert ca. 2 Stunden und gibt die Möglichkeit Inhalte der Offenen Arbeit, aber auch Planungen von zukünftigen Aktionen und Kooperationen zu koordinieren. Das Team nutzt diese Sitzung zur Planung ihrer Dienstzeiten sowie den Austausch bzgl. Arbeitskreisen und zur Diskussionen über angefallener Probleme oder Vorfällen.

2012

In diesem Jahr wurden erste Versuche unternommen, Kinder und Jugendliche in die Strukturen der Einrichtung einzubeziehen und ihnen die Möglichkeit des Gehört-werdens und Eigeninitiative zu geben. In diesem Jahr geschah dies noch relativ unstrukturiert. Das begründet sich aus verschiedenen Blickwinkeln. Das Team wurde komplett neu eingestellt und sowohl die Mitarbeiter*innen unter sich, aber auch die Kinder und Jugendlichen mussten sich weitestgehend aneinander gewöhnen. Zudem hat in diesem Jahr ein großer Wechsel der Besucherschaft des AWO KiJu Brake stattgefunden. Die Einrichtung war vor 2011 vor allem von jungen Erwachsenen (ca. 19 – 30 Jahre) besucht worden und die ersten Anstrengungen der Mitarbeiter*innen änderte dies in eine jüngere Besucherschaft. Es wurde auf verschiedensten Wegen versucht, die Einrichtung auch für Kinder, jüngere Jugendliche und vor allem Mädchen attraktiv zu gestalten. Dies geschah durch verschiedenste Angebote, die hier in ihrer Gänze nicht aufgeführt werden können. Einige Eckpunkte waren die Einführungen und Durchsetzung von geschlechts- und altersspezifischen Öffnungszeiten, Die konkrete Werbung und Ansprache jüngerer Gäste, auch über die Grundschule in Brake sowie die Einbindung einer breiten Öffentlichkeit über den AWO Ortsverein, weiterer Braker Vereine und eine Fokussierung auf Kooperationen über den Stadtteil hinaus.

 

2013

Nach einer Konstituierungsphase des Teams wurde dann überlegt, wie die Teilhabe an solchen Prozessen auch für die Kinder und Jugendlichen des AWO KiJu Brake strukturell ermöglicht werden kann. Gleichzeitig sollten aber mehrere Momente mit bedacht werden. Ersten sollte es ein niederschwelliges Heranführen an demokratische Prozesse sein. Dies sah das Team als beidseitigen Vorteil an. Einerseits für das Team selbst, dass sich gerade neu gebildet hat und sich innerhalb dieses Settings erst selbst situieren musste. Und zum anderen auch für die Kinder und Jugendlichen, da die Befürchtung der Überforderung im gedanklichen Raum stand. Daher wurde 2012 bestimmt, dass einmal im Monat die Teamsitzung für eine bestimmte Zeit (die erste Stunde) geöffnet wird. Es dürfen fünf Kinder und Jugendliche dazu kommen, insofern sie eigene Themen haben, die sie innerhalb der Teamsitzung thematisiert wissen möchten. Diese Themen wurden gesammelt und nacheinander gemeinsam diskutiert. Insofern es um Aktionen der Einrichtung geht, wurde weit möglich versucht, die Kinder und Jugendlichen selbst in der Umsetzung einzubeziehen. Dies ging von Recherchen bzgl. Preise und Öffnungszeiten von Angeboten über Akquise der Teilnehmer bis hin zur eigenständigen Planung und Ausgestaltung der Angebote, bei denen sie nur noch von den Mitarbeitern begleitet wurden.

 

2014

Nach anfänglich breiter und interessengeleiteter Teilnahme hat das Team relativ früh im Jahr 2014 festgestellt, dass dieser Prozess, soll er zur Demokratiebildung und Mündigkeit hinführen, weiter ausgebaut werden muss. Ein erster Schritt war die Erweiterung von monatlich zu zwei Terminen im Monat. Diese wurden im Laufe des Jahres mehrmals neu strukturiert (von 14 tägig, bis zwei Mal pro Monat mit festen Terminen und auch ohne). Durchgesetzt hat sich im Laufe des Jahres die Regelung einfach alle zwei Wochen die Teamsitzung zu öffnen und Teilhabe zu ermöglichen. Inhaltlich wurde in diesem Jahr überlegt, die Kinder und Jugendlichen nicht nur an ihren eigenen Themen partizipieren zu lassen, sondern ihnen auch zu ermöglichen, an den Themen des Teams mitzuarbeiten. Dieser Schritt ist sehr zögerlich vollzogen worden. Zum einen auf Grund verschiedenen Vorbehalte und Ängste gegenüber den Entscheidungen, die dadurch für die Einrichtung getroffen werden könnten und zum anderen auch von Seiten der Kinder und Jugendlichen, die sich an diese Position erst gewöhnen mussten und die Themen nicht erfassen konnten oder wollten und dadurch die Prozesse zum Teil sehr erschwerten.

Ein weiterer Schritt war die Einbindung der Kinder und Jugendlichen in die Planungsprozesse der Einrichtung. Am Beispiel der LWL-Anträge hat das Team in diesem Jahr erstmals den Versuch unternommen, die Kinder und Jugendlichen in die Antragsstellung und vor allem die Projektplanung mit einzubeziehen. Hintergrund war der Gedanke, dass diese Langzeitprojekt (ca. ein Jahr) ein fester Bestandteil der Arbeit in der Einrichtung sind und die Kinder und Jugendlichen durch diese Angebote angesprochen werden sollen. Daher lag es nahe in die Planung dieser Angebote die Kinder und Jugendlichen mit einzubeziehen. Dafür wurde im November 2014 eine Zukunftswerkstatt durchgeführt. In dieser moderierten Sitzung wurden die Themen der Kinder und Jugendlichen aufgegriffen und auf die Möglichkeit eines Projektantrags hin überprüft. Die daraus entstandenen Ideen wurden dann mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam verschriftlicht und geplant.

 

2015

Bei der Klausurtagung zu Beginn des Jahres 2015 war sich das Team einstimmig einig darüber, dass die Bemühungen zur Partizipation der Kinder und Jugendlichen auf einem guten Weg waren, aber an dieser Stelle noch nicht das Ende erreicht ist. Besonders der Kompetenzbereich wurde immer wieder erweitert, in dem die Kinder und Jugendlichen mitbestimmen können. Waren es zu Beginn des Prozesses Wünsche bzgl. Angebote und danach die Planungen von Angeboten, wurden die Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen 2014 bereits auf die Strukturen der Einrichtung eingebracht. Dadurch sind sowohl Änderungen der Öffnungszeiten, wie auch der Reglementierungen der Teilhabe (Mädchen- und Jungentage) neu gedacht worden. Zudem war es in diesem Jahr wieder vorgesehen eine Zukunftswerkstatt durchzuführen. Auf Grund der Reflexion des Vorjahres wurde in diesem Jahr entschieden, von der eigentlichen Struktur einer Zukunftswerkstatt abzuweichen und eine offene Form durchzuführen (siehe dazu Reflexion Zukunftswerkstatt 2015). Hierbei konnten die Kinder und Jugendlichen in einem offenen Setting sich mit den Themen auseinandersetzen, die für sie Priorität hatten.

Die Struktur der Teamsitzung wurde auch ein weiteres Mal überdacht und seit diesem Jahr können die Kinder und Jugendlichen grundsätzlich immer an Teamsitzungen teilhaben. Auch wurde die Anwesenheitszeit aufgehoben. Galt bis in diesem Jahr noch die Regelung, dass die Kinder und Jugendlichen nur an der ersten Stunde der Sitzung teilnehmen können, sind sie seit Ende 2015 eingeladen, an allen Themen der Einrichtung und des Teams zu partizipieren. Die einzige Ausnahme stellen Themen die unter den Datenschutz fallen dar und Themen bei denen einzelnen Teilnehmer der Sitzung (auch Kinder und Jugendliche) den Wunsch äußern, das Thema in einem geschützten Rahmen zu besprechen.

 

2018

Auf Grund einer Umstrukturierung im Team haben sich in diesem Jahr die Teamzeiten verändert. Die Sitzung, die bis Oktober 2018 immer mittwochs abends stattfand, findet nun dienstags Mittag statt. Auf Grund der veränderten Zeit, können die Kinder- und Jugendlichen daran nicht mehr direkt teilnehmen. Dies ist zwar eine nachteilige Veränderung in Bezug auf die Partizipation der Gäste, ist aber organisatorisch nicht anders umzusetzen. Dafür wurde am Mittwoch ein neues Gremium gestaltet, welches den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gibt, weiterhin an den Prozessen teilzuhaben und ihre eigenen Ideen und Vorstellungen einzubringen. Die „Haussitzung“ findet nun jeden Mittwoch gegen 18 Uhr statt. Es gibt zu dem Zeitpunkt was zu Essen und die wir diskutieren gemeinsam die Entwicklungen in der Einrichtung und aktuelle Themen, die entschieden werden können. Diese Struktur ist zurzeit noch in der Entwicklung. Es zeigt sich allerdings, dass der Zeitraum gut angenommen wird und viele Themen und Wünsche eingebracht werden.

 

Wie geht’s weiter???